Zum Hauptinhalt springen

Manitoulin Island – die Insel der Götter

Die größte Süßwasserinsel der Welt im Huron-See im Nordwesten Ontarios

Manitoulin Island – die Insel der Götter

Manitoulin Island ist einer der spirituellsten und geheimnisvollsten Orte in Kanada. Die Legende der Anishnabe First Nations berichtet, wie der Große Geist an diesem Ort die vier Elemente Feuer, Wasser, Erde und Luft erschaffen hat. Die größte Süßwasserinsel der Welt im Huron-See im Nordwesten Ontarios ist von einer tiefen Mystik geprägt, die zu den Urkräften des Großen Geistes Manitous führt. 

Der zwölf Kilometer lange Cup & Saucer Trail führt zu dramatischen Klippen, die fast 100 Meter steil abfallen.
Der zwölf Kilometer lange Cup & Saucer Trail führt zu dramatischen Klippen, die fast 100 Meter steil abfallen.

Die versteckte Perle Ontarios

 

Seit Urzeiten kommen Angehörige der First Nation Stämme nach Manitoulin Island, um dort Träume und Visionen zu empfangen. Wer über die große Insel fährt, kann sich dieser magischen Kraft nicht entziehen. Manitoulin ist eine beseelte Landschaft, in der es sich wunderbar entspannen und abschalten lässt. Die Einwohner pflegen einen entspannten Insel-Rhythmus, alles geht eine Spur gemächlicher zu. Auf dem 2.766 Quadratkilometer großen Eiland ist eine einzigartige Kultur entstanden, die von den heiligen Orten der First Nations und von europäischen Auswanderern, die sich hier niedergelassen haben, geprägt ist. Zudem machen mehr als einhundert Seen, Wasserfälle, idyllische Dörfer, Flüsse, atemberaubende Küstenlandschaften und dichte Wälder Manitoulin zu einem der besten Outdoor-Spots in ganz Kanada, an dem sich auch einer der schönsten Trails Ontarios befindet: Der zwölf Kilometer lange Cup & Saucer Trail schlängelt sich durch lichte Laubbaumwälder und führt zu dramatischen Klippen, die fast 100 Meter steil abfallen. Der Trail überrascht mit atemberaubenden Aussichten auf beeindruckende Waldlandschaften, umrahmt vom azurblauen Wasser des Huron-Sees. 

Steve „Red Sky“
Steve „Red Sky“

Auf Manitoulin formte der Große Geist die Elemente

 

Stolz bewahren die Anishinabe, einer der acht First Nation Stämme, die auf Manitoulin leben, die Traditionen ihres Volkes. Und zeigen gern, wodurch diese geprägt sind. Steve „Red Sky“ nimmt Besucher häufig mit an das Ufer des Huronsees. Dort legt er eine Perlmuschel auf den Sand, nimmt einige Kräuter aus einem Ledersäckchen, legt sie in die Muschel und zündet die Mischung aus wildem Salbei, Tabak, Zeder und Süßgras an. Aus der Perlmuschel steigt weißer Rauch auf. Steve fängt die Schwaden mit seinen Handflächen auf. Andächtig streicht er die Hände über seine samtschwarzen Haare, Augen, Mund und zuletzt über seine Fußsohlen. Mit seinem allmorgendlichen Smudging-Ritual reinigt sich Steve von den dunklen Mächten der Nacht. „Mii’Gwetch“ spricht er leise zum Schluss und dankt dem Großen Geist für sein Leben an dem Ort, an dem Manitou die Elemente formte. 

Little Humingbird
Little Humingbird

Respekt vor der Natur und Verbindung mit den Geistern

 

Steve gehört zu den kulturellen Botschaftern des „Great Spirit Circle Trail“, einem Verein, der die Bräuche und das stets mündlich überlieferte Wissen bewahrt und weitergibt. Gemeinsam mit Falcon Migwans, der mit spirituellem Namen Little Hummingbird, kleiner Kolibri, heißt, am ganzen Körper tätowiert ist und seine langen schwarzen Haare geflochten als Zopf trägt, vermittelt Steve interessierten Besuchern die Traditionen seines Volkes. Falcon teilt Tabak aus. Doch der ist nicht etwa zum Smudging oder Rauchen bestimmt. Vielmehr soll der Tabak dabei helfen, mit den Geistern in Verbindung zu treten. Kleiner Kolibri, was in der Sprache seines Stammes soviel wie Botschafter bedeutet, führt seine Gruppe in den Wald auf den Nimkee’s Trail, einen alten Trapperpfad. Unterwegs erklärt er die Bedeutung wichtiger Kräuter, die seinem Stamm als Heilpflanzen dienen. Jedes Mal, wenn er einige Büschel mit seinem Messer abschneidet, legt er im Tausch Tabakkrümel auf die Erde und sagt dem Großen Geist seinen Dank: „Mii’Gwetch“. Die Ehrfurcht, mit der die Anishinabe respektvoll der Natur begegnen, ist beeindruckend. An der winzigen Adlerfeder, die sich in einem Gebüsch verfangen hat, gehen alle achtlos vorbei. Steve jedoch hat sie bemerkt und hebt sie sanft vom Boden auf. Vorsichtig säubert er sie mit den Fingern. Die Feder eines Adlers gilt als ein Zeichen des Himmels, ein ganz besonderes Geschenk für denjenigen, der sie gefunden hat. 

Die Nacht verbringen Besucher im Tipi unter dem sternklaren Himmel.
Die Nacht verbringen Besucher im Tipi unter dem sternklaren Himmel.

Die Trommel symbolisiert den Herzschlag der Erde

 

Im Kulturzentrum können Besucher unter der fachkundigen Anleitung von Falcon eine eigene Trommel bauen. Während die Holzringe bespannt werden, erklärt der Indianer, dass das rhythmische Schlagen der Trommel den Herzschlag der Erde symbolisiert. Ein Leben im Takt der Natur. Falcon erzählt gern die Geschichte seiner Tante, die zum Fischen auf den See hinauspaddelte. Aus der Tiefe stiegen plötzlich Blasen auf, die das Kanu um ein Haar zum Kentern brachten. Das Wasser sei mit einem Mal ganz schwarz gewesen. Der Legende nach lebt der Mishoobizhoo im See, ein Wasserluchs. Als der See untersucht wurde, sei dieser entwischt. Tatsächlich stellten die Forscher fest, dass es mehrere unterirdische Abflüsse gibt, die mit den anderen Seen verbunden sind.

Traditionellen Festmahl
Am Lagerfeuer bei einem traditionellen Festmahl erzählen Steve und Falcon bis spät in die Nacht Geschichten und berichten von ihren spirituellen Erfahrungen in den traditionellen Schwitzhütten.

Authentische Erlebnisse statt verklärter Indianer-Romantik

 

Am Lagerfeuer bei einem traditionellen Festmahl erzählen Steve und Falcon bis spät in die Nacht Geschichten und berichten von ihren spirituellen Erfahrungen in den traditionellen Schwitzhütten. Nahrungsmittel mit einem Dank an den Nächsten weitergereicht. Über dem Feuer brodelt der Kessel mit Tee aus Zedernspitzen, es gibt Wildreis, Fisch, Gemüse, Kartoffeln, Fleisch und Bannockbrot mit selbst gekochter Beerenmarmelade. Die Nacht verbringen Besucher im Tipi unter dem sternklaren Himmel. Authentische Erlebnisse statt verklärter Indianer-Romantik, darauf kommt es den Mitarbeitern des „Great Circle Spirit Trails“ an. Dazu gehört der Besuch eines Pow Wow, einem Fest, bei dem das ganze Dorf von M’Chigeeng zusammenkommt, um Tradition zu zelebrieren. Stolz tragen die Männer und Frauen ihre handgefertigten Trachten, genannt Regalia. Angucken ist erlaubt, aber auf keinen Fall dürfen die bunt geschmückten und mit Adlerfedern versehenen Regalia berührt werden. Denn sie besitzen einen eigenen Geist. Ein Pow Wow ist ein besonderes Erlebnis. Wenn die Grand Entry, die große Parade, startet, erheben sich alle von ihren Plätzen. Denn jetzt wird der Stab mit den heiligen Adlerfedern in den Kreis getragen. Danach schreiten die Ältesten und Kriegsveteranen in den Kreis. Danach folgen die Tänzer, die ihre Füße und Körper im Rhythmus der Trommel bewegen. Und auch die Gäste dürfen sich bei einigen Tänzen einreihen.