Auf Tuchfühlung mit Albertas Nachthimmel
Dieser Artikel wurde ursprünglich veröffentlicht auf Travel Alberta.
Vor meinem inneren Auge sehe ich die hungrigen Menschen und höre das Heulen des Winterwinds. Plötzlich erscheint ein Wolfsrudel. Ich beobachte, wie sie dem Stamm beibringen, zusammenzuarbeiten, zu jagen und zu erkennen, was sie essen können und was nicht. Im nächsten Frühjahr wird der Stamm stark sein und die Wölfe werden weitergezogen sein, aber vor meinen Augen arbeiten sie noch immer harmonisch zusammen – hoch oben am Nachthimmel auf dem Wolfspfad.
Diese Legende der First Nations über die Milchstraße bewegt mich bis heute sehr. Ich schaue nach oben und habe das Gefühl, vom Athabasca-Gletscher aus ergießt sich das Zentrum der Galaxie über den Nachthimmel. Ich ziehe meinen Mantel etwas fester zu und schaue wieder nach oben. Da! Dort funkelt Orion und da sind die Sieben Schwestern! Hier im Jasper National Park, dem zweitgrößten Lichtschutzgebiet der Welt, scheinen sie zum Greifen nah.
Lasst die Lichter der Zivilisation zurück
In den Städten ist es so hell, dass man selten mehr als eine Handvoll Sterne ausmachen kann. Ganz anders ist das in einem Lichtschutzgebiet, wo es keine künstlichen Beleuchtungsquellen gibt, die Sternbilder ungestört bei ihrem Zug über den Nachthimmel beobachtet werden können und die moderne Zivilisation nur ein Traum zu sein scheint.
Jetzt haben wir Ende August im Cypress Hills Interprovincial Park im Südosten Albertas und die sommerliche Sternenparty ist in vollem Gange. Wir suchen uns ein schönes Stück Wiese und legen uns dort auf den Rücken, dann orientieren wir uns erst einmal: Wo sind die Sternbilder, die wir kennen? Wir befinden uns am höchsten Punkt östlich der kanadischen Rockies und der Nachthimmel hier würde uns umhauen, wenn wir nicht bereits liegen würden.
Zum Ende des Sommers hin treffen wir uns mit dem Edmonton Centre of the Royal Astronomical Society of Canada (RASC) im Lichtschutzgebiet Beaver Hills Dark Sky Preserve. Dort, etwa 40 Minuten östlich der Stadt, beobachten wir durch Teleskope Galaxien, die Millionen Lichtjahre entfernt sind. In naher Zukunft wird auch der Waterton-Glacier International Peace Park an der kanadisch-amerikanischen Grenze von der RASC zum Lichtschutzgebiet erklärt, das heißt, unser nächstes Reiseziel steht bereits fest. Unlängst wurde der gewaltige Wood Buffalo National Park im Norden Albertas zum Lichtschutzgebiet erklärt, es ist somit noch vor Jasper das größte derartige Schutzgebiet weltweit. Unsere Planungen sind im Gange!
Observatorien als erste Anlaufstelle
Der Ableger des RASC in Calgary hält monatliche Treffen und Sternenpartys ab. Die größte derartige Veranstaltung findet Anfang September in der Nähe von Drumheller statt. Und das Rothney-Observatorium der Universität von Calgary steht Besuchern das Jahr über immer wieder offen. Und gerade bei Kindern beliebt ist das Planetarium in Calgarys Wissenschaftszentrum Telus Spark.
Wenn es uns nach Edmonton verschlägt, schauen wir beim Observatorium auf dem Campus der Universität von Alberta rein und bei Telus World of Science. Beim Monatstreffen der RASC in Edmonton gibt es immer wieder Vorträge, die auch der Öffentlichkeit zugänglich sind und für die kein Eintritt anfällt.