Einmal im Leben einer Straße bis hinter den Horizont folgen, einmal der einzige Mensch weit und breit sein: Beim Camping mit Zelt oder Wohnmobil ist man der herrlichen Natur von Kanada noch ein Stückchen näher.
Camping in der Wildnis hält manch denkwürdiges Erlebnis bereit. Unseres war, im Umkreis von 400 Kilometern die einzigen Menschen zu sein. Das allein war der helle Wahnsinn! In der ersten Nacht konnten wir nicht schlafen. Es war einfach zu still. Und dann das mit der Plane. Wir spannten sie über das Lagerfeuer, um die Kochstelle bei Regen trocken zu halten. Nach ein paar Tagen war sie für uns mehr als nur ein Stück wasserfestes Polymer. In kalten oder regnerischen Nächten trennte sie warm von kalt und bekannt von unbekannt. Oder anders herum: Sie gab uns Geborgenheit. Und ließ den Instantkaffee wie Nektar schmecken.
Die Great Outdoors, aber nicht ohne Komfort
Wer Kanada hautnah erleben möchte, geht zelten. Dabei muss man durchaus kein hartgesottener Wildnisfreak sein. Es gibt zahllose Campingplätze, die entweder vom Staat, den Provinzen oder privat betrieben werden. Letztere pflegen besser ausgestattet zu sein: Grillvorrichtungen, Feuerholz, Toiletten, Duschen, Waschmaschinen und Trockner sind Standard. Dafür sind die Campingplätze der National– und Provinzparks meist größer und schöner. In der Regel liegen sie in spektakulärer Natur und sind ideale Ausgangspunkte für Abenteuer in kaum berührter Natur. Grillplätze, Picknickbänke und Müllentsorgung gehören zur Basisausstattung. Einfache Toiletten gibt es auch, Duschen und Feuerholz dagegen nicht unbedingt.
Im Camper quer durch
Wer es gern bequemer hat, mietet sich einen mit allen Annehmlichkeiten ausgestatteten Camper, auf englisch “Recreational Vehicle”, kurz RV. Auch das ist Camping in Kanada! Diese Wahl bietet sich fast automatisch an, schließlich hat Kanada über 1 Million Straßenkilometer, mit weltberühmten Traumstraßen wie den Icefields Parkway (AB), den Cabot Trail (NS) und den Sea-to-Sky-Highway (BC) darunter. Und legendäre Fernstraßen, wie den Dempster Highway (NWT/Yukon) in den hohen Norden und den über 8000 km langen Trans Canada Highway von Neufundland nach Vancouver Island. Die Auswahl ist so grenzenlos wie der Horizont, dem man entgegenfährt. Camperurlaub ist Freiheit pur, man hält wo und wie lange man will und lässt den Alltagsstress im Rückspiegel zurück.
Nächtlicher Besuch
Zurück in der Zivilisation mailten und texteten wir nach Hause, was wir alles erlebt hatten da draußen. Wir genossen die allgemeine Erleichterung unserer Lieben, uns gesund und munter zu wissen. Und beschlossen deshalb, die Sache mit dem Bären erst nach der Rückkehr zu erwähnen. Der hatte unser Lager nämlich zwei Nächte nacheinander besucht. Nicht etwa, weil er Lebensmittel roch, die hatten wir ja brav in einen Baum gehängt. Sondern weil er gemerkt hatte, wie schön es war, seinen Bauch über der noch warmen Asche des Feuers zu wärmen.