Urlaub in Saskatchewan? Wo liegt denn Saskatchewan? In der Tat besuchen nur wenige Touristen die Prärieprovinz im Westen Kanadas, die zwischen den Provinzen Alberta und Manitoba liegt. Dabei ist Saskatchewan ein wahres Paradies für Naturliebhaber mit unzähligen Seen, farbenprächtigen Hochebenen, hügeligen Graslandschaften, urigen Ranches und ihren Cowboys.
John Prosak ist einer dieser besonderen Charaktere, die Besucher zumeist nur aus Filmen kennen. Auf seiner Sturgeon River Ranch am Rande des Prince Albert National Parks können sie ihn aber hautnah erleben, einmal selbst so richtig Mann sein und Cowboy auf Zeit spielen. Die Ausritte auf dem Rücken der Pferde sind natürlich für Männer und Frauen gleichermaßen gedacht. „Howdy friends“, so begrüßt Prosak die Gruppe. Nachdem er geprüft hat, ob Sattel, Trense und Reithelm gut sitzen, lautet sein erstes Kommando „Auf die Pferde“, und kurz danach setzt sich die kleine Karawane in Bewegung. Der Ausritt führt durch blühende Bergwiesen, durch dichte Wälder und glasklare Bäche. Immer in der Hoffnung Wölfe oder Bären zu sehen. Meist kreuzen aber nur Elche und Wapitis den Weg. Ein Hauch von wildem Abenteuer ist aber auf jeden Fall garantiert. Glück gehört auch dazu, die einzige frei lebende Herde von Bisons in Kanada zu entdecken. „Die mächtigen Tiere prägten über Jahrhunderte die Prärielandschaft und boten den hier lebenden indigenen Völkern eine sichere Existenzgrundlage. Später verlor der Bison den Wettbewerb um Weideland mit dem von Siedlern eingeführten Vieh und wurde beinahe vollständig ausgerottet“, erklärt Prosak. Saftig, aromatisch und tellergroß sind die Steaks, die er später am Lagerfeuer grillt. Dazu erzählt er abenteuerliche Geschichten oder greift zum Banjo und gibt stimmungsvolle Country Songs zum Besten. Nach Einbruch der Dunkelheit breitet der Sternenhimmel sein Zelt aus und manchmal lässt sich das phänomenale Nordlicht beobachten. Wer mag, kann auch länger ins Cowboy-Feeling eintauchen – übernachtet wird dann zumeist in Blockhütten oder Zelten.
Wer Wert auf eine Unterkunft mit allen Annehmlichkeiten legt, wird in der Region rund um den benachbarten Prince Albert National Park fündig. Zahlreiche Hotels bieten komfortable Zimmer, ausgezeichnete Restaurants und schöne Wellness-Bereiche. Im Mittelpunkt steht aber auch hier die Natur. In Waskesiu zum Beispiel, einem kleinen Städtchen am gleichnamigen See gelegen, kommen vor allem Wassersportbegeisterte auf ihre Kosten. Sie können geführte Bootstouren buchen. Viel spannender ist es aber, mit einem Kajak oder Kanu selbst auf einem der vielen Seen unterwegs zu sein und die unberührte Landschaft zu erkunden. Die Sonnenuntergänge sind ein Schauspiel der Extraklasse. Einfach einen gut mit regionalen Köstlichkeiten wie geräuchertem Fisch, eingelegten Pilzen oder frischen Salaten gefüllten Picknick-Korb mitnehmen, dazu ein Glas kanadischen Wein oder eine Flasche mit süffigem Craft Bier trinken und das Szenario des Sonnenuntergangs genießen.
Wer mehr über das Leben der First Nations erfahren möchte, besucht den Wanuskewin Heritage Park. Dort, wo der Opimihaw Creek in den South Sakatchewan River mündet, fanden die Ureinwohner der Northern Plains vor über 6 000 Jahren einen Platz, der ihnen Frieden und Harmonie versprach. Die Stammesältesten nannten ihn Wanuskewin - auch das ist Cree und bedeutet so viel wie „Leben in Harmonie“ oder „auf der Suche nach innerem Frieden“. Heute befindet sich dort der Wanuskewin Heritage Park. „Pe Kapayasik Miykowapi“ (Come and spend a night) – das ist der Name eines neuen Programms, das der Park seinen Besuchern anbietet. Sie können hier zwischen Mai und September in einem traditionellen Tipi übernachten. Nach einem Rundgang in den Ausstellungsräumen wird unter fachkundiger Anleitung ein Tipi aufbaut. Das ist keine leichte Angelegenheit – die Stangen müssen nach einem ausgeklügelten System aufgestellt und miteinander verschränkt werden. Schließlich geben sie dem runden Zelt die nötige Stabilität. Auch beim Befestigen der Zelthaut ist viel Geschick gefragt, doch nach einer halben Stunde steht das Tipi. Am Abend versammeln sich die Gäste am Lagerfeuer. Es wird Bannock, das typische Fladenbrot der Ureinwohner, gebacken. Angeboten werden auch köstliche Bisonburger mit Wildreissalat. Dazu werden überlieferte Stories der First Nations zum Besten gegeben, die interessante Einblicke in das Leben dieser Menschen mit ihren Traditionen vermitteln. Spannend sind auch Rundgänge zu den archäologischen Ausgrabungen oder Führungen, bei denen traditionelle Heilmittel der Natur im Mittelpunkt stehen.
Zu den großen Attraktionen von Saskatchewan gehören auch die über 100 000 Seen. Sie liegen zumeist im Norden des Landes, dort, wo keine Straßen mehr in die Wildnis hineinführen und Gegenden, die nur mit dem Wasserflugzeug erreicht werden. Missinipe ist ein Außenposten in der Zivilisation. Gerademal 60 Menschen leben hier. Ron Striker ist einer von ihnen. Er kam 2004 zur Bekämpfung von Waldbränden in die Region und blieb. Die Begeisterung ist ihm anzumerken, als er mit dem Wasserflugzeug einige Runden über dem Otter Lake dreht: „Schauen Sie selbst, Natur pur, soweit das Auge reicht und nirgendwo ein Zeichen von Zivilisation – wo finden Sie das heute noch?“
Auch Ric Driediger hat sich am Otter Lake niedergelassen und sein Hobby zum Beruf gemacht. „Schon als Jugendlicher war ich vom Kanufahren begeistert“, erzählt er. „Später musste ich mich zwischen der Getreidefarm der Eltern und Kanu entscheiden. Das Ergebnis sehen Sie ja, und ich habe es nie bereut“. Driediger ist sich sicher, hier das beste Kanurevier der Welt gefunden zu haben. „Die Gewässer sind warm und ideal für Anfänger. Geübte Kanuten können sich in den starken Stromschnellen und Wasserfällen beweisen.“
Saskatchewan hat auch Städte, aber größer sind nur zwei. In der Hauptstadt Regina wurden 1883 die Mounties gegründet, die legendäre königliche kanadische berittene Polizei. Der Hauptsitz befindet sich zwar in Ottawa, in Regina geblieben sind aber die Ausbildungskaserne, ein Museum und vor allem die Tradition. Saskatoon ist mit 260 000 Einwohnern etwas größer und trägt den Beinamen „Paris der Prärie“. Sie bietet alle Vorzüge einer Großstadt. Es gibt ausgezeichnete Restaurants, Musikklubs und seit 2017 mit dem Remai Modern auch ein Museum der Spitzenklasse.